Es begann mit einem lockeren Abendessen. Denn die besten Ideen entstehen nicht am Schreibtisch, sondern auf Servietten. Sie tauchen scheinbar aus dem Nichts auf, haben aber immer eine Vorgeschichte.
Die Geschichte von enespa handelt von Landmaschinen, Rapsöl und Blockheizkraftwerken und spielt an mehreren Schauplätzen in Europa. Was scheinbar nicht zusammenpasst, musste in genau dieser Reihenfolge stattfinden, um an einem Abendessen in Appenzell Gestalt anzunehmen. Ich hätte damals nicht gedacht, dass ich, Cyrill Hugi, der erfolgsverwöhnte Manager, 10 Jahre später mit den letzten 5 Franken auf meinem Konto um die Existenz meiner Mitarbeitenden bangen müsste.
Plastik ist eine Ressource, die wir heute einfach wegwerfen und die darum zum Umweltproblem geworden ist.
Auf dem Weg mit der enespa sollte ich viele Täler durchschreiten. Aber ich hatte seit jenem Abendessen eine Vision vor meinen Augen: Eine Welt ohne Plastik-Abfall. Denn Abfall, insbesondere Plastik, ist eine Ressource, die wir heute einfach wegwerfen und die darum zum Umweltproblem geworden ist. Tiere krepieren wegen uns im Meer. Die Folgen von Mikroplastik für uns Menschen sind wir gerade erst am erforschen. Die Zukunft sieht nicht so gut aus für meine vier Söhne, wie sie noch für mich in ihrem Alter ausgesehen hat.
Plastik-Abfall sollten wir nicht einfach verheizen, sondern in den Kreislauf zurückführen.
Rechnerisch hat sich die Verwendung von Raps zunächst gelohnt. Das Raps-Öl haben wir selber produziert. Wir sind bis zur Ukraine gefahren um Raps zu kaufen und haben es selber gemahlen und gepresst. Weil die Preise für Raps aber stiegen, rentierte sich das plötzlich nicht mehr. Ausserdem kam unser Gefühl hinzu, dass es falsch ist, ein Lebensmittel zu verbrennen.
Wir wollen das Ursprungsmaterial zurückgewinnen: Rohöl. Damit lassen sich alle Kunststoff-Arten herstellen, die die Industrie braucht.
Nur mit einer Kreislaufwirtschaft können wir dem Plastik in der Umwelt die Stirn bieten. Das Ziel der enespa ist es, in Zukunft alle Arten von Plastik, vom alten Plastikstuhl über kaputte Nylonstrümpfe bis hin zum abgefahrenen Auto-Reifen – einfach alles, was aus Kunststoffen und somit Erdöl oder Gummi erzeugt wurde – zurück in den Kreislauf zu bringen.
Allen Ergebnissen zum Trotz: Ich wollte beweisen, dass eine rentable Produktion möglich ist.
Durch meine Recherche habe ich per Zufall die richtigen Leute in Bulgarien kennengelernt. Einen Chemiker und zwei Ingenieure. Leute von der Universität in Sofia, die über den nötigen Tüftlergeist verfügten, um mit mir zusammen die ersten kleinen Versuchsanlagen zu bauen. Schweissen und Schleifen funktioniert immer noch gleich, wie zur Zeit meiner Lehre als Schmied und Landmaschinen-Mechaniker und so haben ich mit angepackt. Mit diesen Leuten zusammen konnte ich schliesslich nach drei zähen Jahren den Beweis lieferen, dass es eben doch geht.
Ich gab meinen gut bezahlten Manager-Posten auf. Viele schüttelten damals den Kopf. Heute werde ich dafür bewundert.
Die Zeit in Bulgarien hat mich demütig werden lassen. Wer in der Schweiz hätte bei -15° draussen vor unserer offenen Baracke, dicke Stahlträger geschweisst oder in einem Kessel Plastik gekocht? Wir West-Europäer neigen schnell dazu, dass wir nur unsere West-Technologie als das Mass aller Dinge betrachten. Das ist arrogant und stimmt nicht. Ich gehe soweit und behaupte, dass man richtige Improvisation nicht bei uns lernen kann. Erst in Bulgarien, einem Land das komplett anders als die Schweiz, Deutschland oder Italien funktioniert, habe ich das gelernt.
Mit dem Beweis in der Tasche, machten Stefan Abele und ich in Deutschland, seiner Heimat, weiter. Einem Land, wo man sich auf Zusagen, Zeitvereinbarungen und Pünktlichkeit verlassen kann. Wir haben in Neuried, in der Nähe von München, wo ich eine Zeitlang gelebt habe und damals auch Stefan Abele kennenlernte, einen Subunternehmer gefunden. Mit dem haben wir die letzten 5 Jahre zusammengearbeitet und unsere «Plastic-to-Oil»-Maschine weiterentwickelt.
Banken und Grossinvestoren, alle die Geld haben, unterstützen uns nicht. Auch vom Staat gabs keine Subventionen.
Der Aufbau unseres Standorts in Neuried war der Moment, wo ich meinen gut bezahlten Manager-Posten aufgegeben habe, um mich auf enespa konzentrieren zu können. Viele haben damals den Kopf geschüttelt oder mit grossem Erstaunen reagiert. Heute ist es anders. Heute werde ich für meinen Mut bewundert. Weil wir gute Leute brauchten, waren wir von Beginn weg sehr flexibel. Neben Ingenieuren in Deutschland haben wir mit Michele Loscalzo bis heute auch einen exzellenten Mann aus Italien bei uns. Wichtig war es für uns schon immer, die richtigen Leute zu haben. Deren Fähigkeiten sind für uns wichtig, nicht wo diese zu Hause sind.
Ich hatte 12 Jahre lang die enespa komplett aus eigener Kraft finanziert. Mit dem Wechsel nach Deutschland und der Weiterentwicklung der Anlage, stiegen die Kosten. Doch für alle, die Geld haben – Banken und Grossinvestoren –, ist das Risiko zu hoch, der Profit zu gering. Auch vom Staat gabs keine Subventionen. So blieb uns nichts anderes übrig, als Privatpersonen zu fragen, ob sie uns finanziell unterstützen wollen, damit wir weitermachen können. Wir verkauften Obligationen. Viele Privatpersonen fanden unsere Idee gut und wollten uns unterstützen.
Natürlich ist nicht immer alles «Happyness»
Neben der Sicherstellung der Finanzierung hatte ich es in den letzten 20 Jahren der enespa auch mit Betrügern zu tun. Einmal habe ich darum Geld verloren, ein anderes Mal kam raus, dass einer mir Konstruktions-Pläne verkaufte, die er gestohlen hatte. Jeder Unternehmer muss mit solchen Rückschlägen umgehen können. Was mir jedoch nie in den Sinn gekommen wäre, war die FINMA. Diese Zeit brachte mich an meine Grenzen.
Heute lassen wir jeden Vertrag doppelt und dreifach checken.
Das Grossaufgebot der FINMA hat nichts als ein paar Formfehler ans Licht gebracht. Formulierungen in einem Vertrag, die nicht präzise genug waren. Später sagte man mir, dass die FINMA rund 1000 solche Untersuchungen durchführe pro Jahr und dass wir bis jetzt erst das dritte Unternehmen seien, das die lange Ermittlungszeit der FINMA überlebt hätte. Gerettet haben uns jene Menschen, die bei uns Obligationen gekauft hatten. Fast alle, 96% davon, haben ihre Obligationen in Aktien umgewandelt. Diese Menschen sind der Grund, warum wir bis heute alle unsere Meilensteine erreichen konnten und optimistisch in die Zukunft blicken. Die beispiellose Solidarität unserer heutigen Aktionäre werde ich nie vergessen.
Aktien können wir aufgrund der rechtlichen Bestimmungen nur an Personen, mit einem Wohnsitz in der Schweiz oder Liechtenstein verkaufen.
Obligationen können wir aufgrund der rechtlichen Bestimmungen nur an Personen, mit einem Wohnsitz in der Schweiz, Deutschland, Österreich oder Liechtenstein, verkaufen.
Der Weg zur Kreislaufwirtschaft von Kunststoff ist lang. Wir gehen den Weg aber nicht alleine, sondern mit Ihnen zusammen. Feiern Sie mit uns, wenn wir unserem Ziel einen Schritt näher gekommen sind.
Der Weg zur Kreislaufwirtschaft von Kunststoff ist lang. Wir gehen den Weg aber nicht alleine, sondern mit Ihnen zusammen. Feiern Sie mit uns, wenn wir unserem Ziel einen Schritt näher gekommen sind.