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Zertifizierung, Bewilligung

Wie funktioniert eine Abnahme?

Cyrill Hugi
Gründer, Chief Executive Officer

Was alle Innovationen gemeinsam haben: Sie stellen die Behörden vor grosse Herausforderungen. Wo normalerweise ein klar definierter Fragenkatalog abgehakt werden kann, ist nichts vorhanden, woran sich die Beamten halten könnten. Das kann schon mal nerven. Beide Seiten.

Prototyp einer Anlage für das chemische Recycling.
Prototyp einer Anlage für das chemische Recycling (hier das Modell enespa WastX-P5). Vor einer Installation und dem Betrieb sind umfangreiche Bewilligungen der Behörden nötig. Dieser Prozess dauert und kostet Geld.
Prototyp einer Anlage für das chemische Recycling.
Prototyp einer Anlage für das chemische Recycling (hier das Modell enespa WastX-P5). Vor einer Installation und dem Betrieb sind umfangreiche Bewilligungen der Behörden nötig. Dieser Prozess dauert und kostet Geld.

Die Abnahme unserer Pyrolyse-Anlage für den Betrieb in Europa brauchte Zeit. Was uns bremste, waren auch die behördlichen Hindernisse. Es ist komplex, was man machen muss, um eine neue Anlage, die es so noch nie gab, in Betrieb zu nehmen. Selbst bei der Öl-Veredelungsanlage, die wir gekauft haben und die darum einen Zollschlüssel hatte, sind wir auf ungeahnte Probleme gestossen.

Beispiel Trockenventil

Es ging um den Rücklauf von Öl beim Tanken. Wir verhindern das umweltschädliche Austreten von Öl mit einem sogenannten Trockenventil. Das Ventil ist nach dem Prinzip der Volumenverdrängung aufgebaut: Überdruck verhindert beim Kuppeln, dass kein Tropfen Öl austreten kann.
 
Diese Ventile, auch leckarme Ventile genannt, werden zum Beispiel bei Chemietransporten eingesetzt, deren Flüssigkeiten oft um ein Vielfaches umweltschädlicher sind, als unser Öl. Wir waren darum stolz, dem höchsten Standard gerecht zu werden. Doch für die Behörde vom Wasserschutz war das Trockenventil eine Herausforderung. Es sollte uns einige Wochen Zeit und zwei Gutachten kosten.
 

Wir sagen in Appenzell «s’menschälät» zu deutsch: es menschelt.

Wenn es keine Richtlinie für etwas gibt, haben die Behörden zwei Möglichkeiten. Sie können eine andere Richtlinie suchen, nach der sie sich richten, oder ein Gutachten verlangen, das den Nachweis liefert, dass keine Gefahr besteht. In unserem Fall: die Gefahr der Verschmutzung eines Gewässers. Etwas naiv dachten wir, dass wir die Prüfung mit Bravour bestehen. Sind doch Trockenventile weltweit im Einsatz und machen genau das, was sie sollen: Sie verhindern das Austreten von Flüssigkeit. 
 

Faktor Mensch: «s'menschälät»

Womit wir nicht gerechnet haben: mit dem Faktor Mensch. In der Schweiz haben wir einen Ausdruck dafür. Wir sagen in Appenzell «s’menschälät» zu deutsch: es menschelt. Wir Menschen reagieren irrational und fällen Entscheide auf emotionale Art und Weise. Was uns neu und fremd ist, erregt unsere Aufmerksamkeit in hohem Masse. Wir sind kritischer, strenger und sehr viel genauer. Das macht durchaus Sinn. So lernen wir, ob das für uns Unbekannte gut oder schlecht für uns ist.

Von uns werden oft Dinge verlangt, die sonst viel weniger strickt gehandhabt werden.

Unser Kupplungssystem wurde dieser kritischen Prüfung unterzogen. Das Amt wollte den Nachweis, dass es auch wirklich funktioniert. Und zwar nicht von uns, sondern von einem externen Experten. Und dann auch von dem Experten, den wir zuerst für ein Gutachten bezahlten. Wir mussten das gleiche Gutachten nochmals von jemand anderem machen lassen, bis wir mit der Bewilligung einen Schritt weiter kamen.
 

Rücklauf

Bewilligungen kosten immer viel Zeit. Und weil wir komplett neue Lösungen haben, werden von uns oft Dinge verlangt, die sonst viel weniger strikt gehandhabt werden. Zum Beispiel haben die Lastwagen, die in Europa die Haushalte mit Heizöl beliefern, keine Kupplung mit einem Trockenventil. Nach dem Füllvorgang wird der Schlauch leerlaufen gelassen. Nach dem Entkoppeln hält der Tanklastwagenfahrer das Rohr einfach nach oben, um den Rücklauf zu verhindern. Dann klemmt er das Rohr am Lastwagen fest. Fertig. Für die enespa wäre ein solcher Umgang mit Öl ein No-Go.
 
Portrait von Cyrill Hugi
Autor

Cyrill Hugi

Portrait von Cyrill Hugi
Gründer, Chief Executive Officer
Verwaltungsratspräsident
Seine Begeisterung für Technologie begleitet Cyrill Hugi seit seiner ersten Ausbildung. Diverse internationale Weiterbildungen führten ihn bis nach Amerika. Beruflich machte er in Führungspositionen in weltweit operierenden Grosskonzernen im Bereich Nutzfahrzeuge für einige Jahre Halt in Italien und Deutschland. Mit der Gründung der enespa ag verwirklichte sich Cyrill Hugi einen Traum. Mit Hilfe seines Teams und weitsichtiger Investoren strebt er an, «das Unmögliche möglich zu machen». Es entstehen Kreislaufwirtschaft-Lösungen zum Schutz der Natur, die ihm so sehr am Herzen liegt.
info@enespa.com
+41 71 788 33 88

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